Kirche

Die reformierte Kirche Ennenda entstand im Jahre 1774 nach den Plänen von Hans Jacob Messmer (1730-1801), welcher u.a. auch den Bauplan fürs Pfarrhaus Ennenda (1775) und für die Kirche Mühlehorn ertellt hatte. Unsere Kirche entstand am Ende des Barockzeitalters und inmitten der philosophischen Aufklärung. Das Deckengewölbe ist mit reichen Rokoko Stuckaturen verziert, ganz in der Mode jener Zeit: Die Auflösung starrer Formen steht im Vordergrund, was sich in der schwungvollen Interpretation des symmetrisch-barocken Grundaufbaus der Kirche anhand unserern Stuckaturen zeigt. Nach klassizistischer Art sind die Tür- und Fensterlünetten aufgebaut. Spezialitäten der Kirche sind die originale Kanzel, aus Holz geschnitzt - passend zu den
Stuckaturen und die Glasmalereien der Chorfenster, welche 1885 als Schenkung eines Industriellen hinzukamen und im historistischen/spätnazarenischen Stil gehalten sind und somit dem lichten Rokokoraum eine eigene Note verleihen.
Wie Sie merken, finden bei uns verschiedene stilistische Elemente Platz. Achten Sie sich beim nächsten Besuch in der Kirche, wie die verschiedenen Formen und Elemente auf Sie wirken.
Jürg Davatz in "Hans Jacob Messmer" (2001) meint dazu:

‚‚Nebst der katholischen Kirche Näfels (...) ist die Kirche Ennenda der schönste und am besten erhaltene Sakralbau des Barockzeitalters im Kanton Glarus.‘‘

Zur Geschichte
Zur Kirchgemeinde Glarus gehörte einst die ganze Talschaft, dementsprechend war auch der Fussmarsch zum Gottesdienst teils sehr lang. Die Bevölkerung wuchs und die alte Hauptkirche in Glarus verfügte über zu wenig Platz. Damit wurde der Drang nach einer eigenen Kirche gestärkt.
In der ganzen Schweiz entstanden im 18. Jahrhundert viele neue Kirchen. Im Kanton Glarus wäre das zum Beispiel jene in Mitlödi (1725), Mühlehorn (1761) und Mollis (1761) welche eine extrem ansteckende Wirkung auf andere Gemeinden hatten, und so kam auch schon die Idee einer eigenen Kirche in Ennenda bereits 1745 auf, ist jedoch erst richtig in Fahrt gekommen, als die Ennendaner Kirchgänger nach der Weihnachtskommunion 1773 in ein derartiges Schneetreiben gerieten, dass sie ihre zügig in die Tat umsetzen wollten. Nicht vergessen darf man den stark gestiegenen Wohlstand Ennendas im 18. Jahrhundert, wo Ennenda zur reichsten Gemeinden des Kantons wurde, weshalb rein Statustechnisch eine Kirche als notwendig angesehen wurde, um die Eigenständigkeit zu betonen. Nicht zuletzt ging es aber auch darum, aus dankbarkeit für die florierende Wirtschaft ein "Tempel" - wie man damals sagte - zu errichten. Rückblickend war die Kirche von Ennenda die letzte noch im 18. Jahrhundert neu erbaute Kirche des Kantons Glarus, die zudem nach einer Rekordbauzeit von 9 Monaten bereits am 30. November 1774 eingeweiht wurde.

1808 bekam die Kirche ihre erste Orgel mit 13 Registern. Zwei weitere Orgeln folgten 1871 und 1924, bis dann 1967 die heutige Orgel von Mathis eingebaut wurde. Ab 1882 konnten sich die Kirchgängerinnen und Kirchgänger auch im Winter über eine gewärmte Kirche freuen. 1885 wurden die Chorfester vom eingebaut. 1904 bekam die Kirche ein neues Geläut mit 5 Glocken, gegossen von H. Rüetschi, Aarau, 1911 folgte dann die elektrische Innenbeleuchtung.

Quellen
  • Kunstführer durch die Schweiz 1, 1971, Seiten 122/123
  • Hans Jacob Messmer – Ein Baumeister aus dem Umfeld der Grubenmann, von Jürg

Davatz & Thomas Ledergerber, Sonderdruck des Historischen Vereins des Kantons
Glarus, 2001

  • Beiträge zur Geschichte des Landes Glarus, Festgabe des Historischen Vereins des

Kantons Glarus, 1952

  • Geschichte des Landes Glarus Band II, von Jakob Winteler, 1954
  • Brock Haus: Baustilkunde, von Wilfried Koch, 2013
  • Geschichte der deutschen Literatur, von Willy Grabert, Arno Mulot, Helmuth

Nürnberger, 1983

  • Evangelische Kirche Ennenda; Orgelweihe 11. Juni 1967; Baubericht; Fotos
  • Die Entstehung der Kirche Ennenda und ihre Epoche, Wahlarbeit Kantonsschule, Linus Hofmann, 2016
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